Wir rücken mit einem kompletten Löschzug aus - KdoW, 1. HLF, DLK und 2.HLF bahnen sich ihren Weg durch die Stadt. Kurz vor dem Eintreffen hören wir „Rauchentwicklung sichtbar“ von unserer Maschinistin. Das Adrenalin schießt in den Kopf, der fertig ausgerüstete Angriffstrupp schaut sich nochmal kurz in die Augen: Haben wir an alles gedacht, ist die Ausrüstung korrekt angelegt?
Während wir noch auf Anfahrt sind, ist unser Zugführer mit seinem Kommandowagen schon schon an der Einsatzstelle eingetroffen und verschafft sich einen Überblick über die Lage. Vom Hausmeister erfährt er: Im zweiten Obergeschoss brennt es, sein Kollege hat dort mit dem Bewohner an der Elektrik gearbeitet, beide müssen da noch in der Wohnung sein.
Schon vor unserem Eintreffen hat der Zugführer die Fahrzeugaufstellung festgelegt. Mit dem ersten HLF ziehen wir ein Stück am Gebäude vorbei, damit die Drehleiter so nah wie möglich vor dem Gebäude stehen kann. Einige Meter hinter der Leiter hält das zweite HLF, um der Leiter genug Platz zum agieren zu lassen.
Dann geht alles schnell. Unser Gruppenführer verteilt die ersten Befehle: Der Angriffstrupp wird zur Menschenrettung ins Brandgeschoss geschickt, wir als Wassertrupp setzen den Verteiler und unterstützen den Angriffstrupp so gut es geht im rauchfreien Treppenhaus.
Sekunden später tritt auf dem Balkon der völlig verrauchten Wohnung eine Person an die Brüstung und ruft um Hilfe. Die Drehleiter beginnt sofort mit der Rettung.
Der Angriffstrupp vom zweiten HLF wird sofort mit in die Brandwohnung geschickt, um gemeinsam mit dem Trupp von unserem Auto die noch vermisste zweite Person zu suchen. Die Sichtweite im Rauch beträgt nur wenige Zentimeter, die Trupps müssen sich auf ihren Tastsinn und die Wärmebildkamera verlassen.
Während die Suche weiter läuft rüsten auch wir uns mit Atemschutz aus, unser Befehl lautet Brandbekämpfung über die Drehleiter. Gerade wollen wir in den Leiterkorb einsteigen, da hören wir über Funk die Meldung „Person gefunden, beginnen die Rettung!“
Sofort wird umdisponiert, mit der Drehleiter fahren wir zum Balkon hoch und unterstützen die Rettung. Anstatt die Person durch die komplette Wohnung zu ziehen, nehmen wir den schnellsten Weg – direkt auf den Balkon. Mit großer Anstrengung legen wir den leblosen Körper in den Leiterkorb.
Währenddessen hat der zweite Trupp den Brandherd gefunden und gelöscht. Während die Lüftungsmaßnahmen anlaufen kommt über Funk die erlösende Meldung:
„Übungsende!“
Ja, richtig gehört. All das war „nur“ eine Übung, die kaum realistischer hätte ablaufen können. Aber wie kam es dazu?
Vor etwa zwei Wochen sind wir darauf aufmerksam gemacht worden, dass in der Max-Planck-Str. zwei Mehrfamilienhäuser abgerissen werden. So eine Gelegenheit können wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Abrisshäuser sind für uns als Feuerwehr die perfekten Übungsobjekte: sie sind für uns unbekannt, sodass wir wie im Realeinsatz nicht vorher wissen, wie die Wohnungen geschnitten sind, wo die besten Aufstellflächen für die Fahrzeuge sind, wo wir Hydranten finden,…
Außerdem ist es nicht so schlimm, wenn Macken in den Wänden sind, Türen aufgebrochen werden oder mal ein bisschen Wasser daneben geht.
So realitätsnah können wir leider nur sehr selten üben. Wenn ihr also jemanden wisst, der ein Abrisshaus hat oder wenn eine Kernsanierung ansteht, sodass es auf ein paar Kratzer und Wasserflecken nicht ankommt, dann meldet euch doch gerne bei unserem Abteilungskommando.