Das Vorgehen bei einem Gefahrguteinsatz und die jährliche Wiederholungsübung auf der Atemschutzübungsanlage in Oferdingen waren die Themen des Übungsdienstes bei der Abteilung Freiwillige Feuerwehr Stadtmitte am gestrigen Dienstagabend. Der Übungsdienst wurde dabei jäh durch einen Einsatz unterbrochen.
Bereits ab 18 Uhr herrschte reger Betrieb auf der Feuerwache in der Hauffstraße, denn zu diesem Zeitpunkt machten sich die ersten Atemschutzgeräteträger des Löschzuges I der Abteilung Stadtmitte auf den Weg nach Oferdingen. Dort befindet sich die Atemschutz-Übungsanlage der Feuerwehr Reutlingen. Jeder Atemschutzgeräteträger hat dort einmal im Jahr die Wiederholungsübung abzuleisten. Dabei bewegen sich jeweils zwei Feuerwehrleute mit geschultertem und angeschlossenem Atemschutzgerät durch einen Übungsparcours, zuvor müssen zudem an verschiedenen Sportgeräten festgelegte Leistungen erbracht werden. Die Kombination aus sportlicher Tätigkeit und der Bewegung durch den abgedunkelten Parcours, der hauptsächlich im Kriechgang auf allen Vieren durchlaufen werden muss, sollen die körperlichen Anstrengungen eines Einsatzes unter Atemschutz im Brandeinsatz simulieren. Für jeden Feuerwehrangehörigen ist diese Wiederholungsübung also ein Fitnesstest, zudem werden in einem kurzen Theorieteil die Grundlagen des Einsatzes unter Atemschutz wiederholt und in Erinnerung gerufen.
Gleichzeitig begannen auf der Feuerwache einige Angehörige der Abteilung Stadtmitte, die zugleich in der Gefahrstoffeinheit engagiert sind, mit dem Aufbau der Übungsstationen für den Übungsdienst des Löschzuges II. Geübt werden sollte das richtige Vorgehen im Gefahrguteinsatz. Dazu wurde in der Waschhalle ein Mannschaftstransportwagen mit einem Dummy versehen – dieser hatte in seinem Fahrzeug Chemikalien transportiert, die im Fahrzeug ausgelaufen waren, wobei auch Gas freigesetzt wurde. Der Fahrer konnte sein Fahrzeug noch anhalten, wurde dann aber bewusstlos. Die Feuerwehrangehörigen, die mit einem Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug anrückten, sollten nun nach der sogenannten GAMS-Regel vorgehen: Diese umfasst das Erkennen der Gefahr, die Absperrung der Einsatzstelle, die Menschenrettung unter Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) und Atemschutz sowie die Nachforderung von Spezialkräften für den Gefahrstoffeinsatz. Außerdem wurde im Absperrbereich während der laufenden Menschenrettung ein Not-Dekon-Platz aufgebaut, auf dem die Einsatzkräfte sowie die zu rettende Person im Ernstfall von möglichen Verunreinigungen durch Chemikalien grob gereinigt werden könnten.
Übung im Chemikalienschutzanzug
Der Aufbau des Not-Dekon-Platzes war zugleich Gegenstand einer weiteren Übungsstation, bei der jeweils zwei Feuerwehrangehörige gemeinsam einen solchen Not-Dekon-Platz aufbauten. Um dies allen Einsatzkräften in kurzer Zeit zu ermöglichen, wurde an zwei Seiten des Hilfeleistung.Löschgruppenfahrzeuges parallel gearbeitet. Neben dem Aufbau eines Wasserrückhaltebeckens aus einem B-Schlauch und dem Verteiler gehört dazu der Aufbau einer C-Leitung zur Dekontamination und gegebenenfalls auch zum Einsatz als Leitung für den Rettungstrupp. Auch die Bereitstellung von Sanitätsmaterial gehört dazu. Anschließend wurden einige Regeln für den Einsatz am Dekontaminationsplatz besprochen.
An der dritten Station galt es für die Atemschutzgeräteträger des Löschzuges II das Arbeiten im Chemikalienschutzanzug (CSA) zu üben. Hierzu waren an der Atemschutzwerkstatt die Helm-Funkgarnituren, die CSA, Atemschutzgeräte und Atemschutzmasken bereits bereitgelegt, sodass die Trupps sich nach dem Ausrüsten gleich an die Arbeit machen konnten. Aufgabe war es, nach einem kurzen Anmarschweg, Wasser aus verschiedenen Fässern mit den Geräten des Abrollbehälters-Gefahrgut umzupumpen. Hierbei kamen die Fasspumpe und eine Handpumpe zum Einsatz, ein erster CSA-Trupp hatte zudem die Aufgabe, einen Lichtmast zur Beleuchtung der Einsatzstelle aufzubauen – allesamt keine leichten Aufgaben in dem gewöhnungsbedürftigen und sperrigen Chemikalienschutzanzug. Eine solche Einsatzübung im CSA ist ebenfalls jährlich vorgeschrieben.
Jäh unterbrochen wurde der Übungsdienst durch einen Einsatz: Erstmals hatte die automatische Brandmeldeanlage (BMA) des neuen Stuttgarter Tores ausgelöst. Kräfte der Abteilung Stadtmitte ergänzten dabei den Löschzug der Berufsfeuerwehr mit einem Tanklöschfahrzeug und einem Hilfeleistung-Löschgruppenfahrzeug. Vor Ort konnte allerdings schnell Entwarnung gegeben werden. Für die Abteilung Stadtmitte war dies der 273. Einsatz in diesem Jahr und der zweite Einsatz am gestrigen Dienstag, nachdem die Abteilung bereits in den frühen Morgenstunden zu einem Alarm über BMA alarmiert worden war. (ath/haas)