Die Feuerwehr Reutlingen hat jährlich rund 2.000 Einsätze zu bewältigen. Hierzu zählen auch Großbrände oder Einsätze mit Menschenleben in Gefahr, die die Feuerwehr hierbei immer wieder vor neue Herausforderungen stellen. Um diesen Herausforderungen einer modernen Großstadtfeuerwehr mit zunehmender Aufgabenvielfalt gewachsen zu sein, führt die Feuerwehr Reutlingen regelmäßige Ausbildungen, Einsatzübungen und Großübungen durch. Nach den Einsatzübungen im Landesheim Rappertshofen (2005), Bosch in Kusterdingen (2007), Kreisklinikum und Seniorenzentrum (2009), am Scheibengipfeltunnel und Ursulabergtunnel (2014, 2015 und 2017) sowie Übungen an der Nato - Pipeline (2015 und 2017) fand am Samstag eine Großübung „Industriebrandbekämpfung“ mit allen Einsatzabteilungen der Feuerwehr Reutlingen auf dem Gelände von „RT - Unlimitet“ (ehemaliges Gelände der Spedition Betz) statt.
Der Übungsleiter Hartmut Möck, Sachgebietsleiter Aus- und Fortbildung bei der Reutlinger Berufsfeuerwehr hatte mit seinem Team den Einsatzkräften der Reutlinger Einsatzabteilungen eine besondere Aufgabenstellung bereitet: Im Untergeschoss einer rund 90 m langen und rund 40 m breiten Lagerhalle, in der Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden, kommt es infolge Abbrucharbeiten mit einem Brennschneidgerät zu einem ausgedehnten Brand, der sich aufgrund gelagerter Brandlasten schnell ausbreiten kann. Zudem werden sechs Personen in dem weitläufigen Gebäude vermisst.
Es ist kurz vor 09.00 Uhr, als die ersten Einsatzkräfte mit dem ersten Löschzug am Übungsobjekt eintreffen. Matthias Hertler vom Einsatzleitungsdienst wird schnell klar, dass weitere Hilfe erforderlich wird, um die gestellten Aufgaben meistern zu können. Er fordert deshalb Unterstützung aus allen Einsatzabteilungen nach. So treffen im Verlauf des Übungseinsatzes weitere Einsatzfahrzeuge, u. a. der Einsatzführungsdienst, der Einsatzleitwagen ELW 2, der Löschwasserförderzug, die Hubarbeitsbühne, der Feuerwehrkran und die Löschwasserrückhaltung nach und nach in der Max-Planck-Straße ein. Routiniert, abgestimmt und zielgerichtet gehen die Einsatzkräfte im und am Objekt vor. Mit zwei Drehleitern, der Hubarbeitsbühne und dem Feuerwehrkran als „Löscharm“ wird der Brand auch aus der Luft massiv bekämpft. Auch technische Schwierigkeiten bringen die Einsatzkräfte durch ein entsprechendes Fehlermanagement nicht gleich aus dem Konzept. Nach rund 75 Minuten ist das Übungsziel erreicht, der Brand gelöscht und alle Personen aufgefunden. Auch ein Parallelereignis – ein Verkehrsunfall unter Beteiligung von zwei Lkw, eine Person unter dem Lkw eingeklemmt – arbeiten die Kräfte des Rüstzuges gekonnt und schnell ab. Hier kam insbesondere die Technik des neuen Rüstwagens in Einsatz.
Um wichtige Erkenntnisse für die weitere Einsatzplanung zu erhalten, wurde die Übung wurde von zahlreichen Führungskräften begleitet und beobachtet. Die rund 15 - köpfige Gästegruppe wurde vom Feuerwehrkommandant Harald Herrmann geführt und begleitet. Neben Finanzbürgermeister Alexander Kreher waren Vertreter der Stadt, der Feuerwehr, der Hilfsorganisationen sowie der Presse und Medien anwesend.
Die Übung konnte gegen 10.30 Uhr planmäßig beendet werden. Nach der Rückkehr auf der Feuerwache und einer Verpflegung durch die Kollegen vom THW konnte Harald Herrmann nach Dankesworten von Bürgermeister Alexander Kreher ein positives Übungsfazit ziehen. Er zeigte sich stolz, dass die großen Herausforderungen des Tages - das Objekt, die Aufgabenstellung und die Temperaturen – ohne nennenswerte Probleme gemeistert wurden. Auch vom Zusammenspiel der einzelnen Einheiten verbunden mit der Feuerwehrtechnik zeigte er sich beeindruckt. Die Kommunikation trotz Umrüstungsphase und derzeit teilweise unterschiedlicher Ausrüstung im Digital- und Analogfunk habe trotz kleinerer Bedenken ohne Einschränkungen funktioniert, so der Kommandant.
Positiv anzumerken war ebenfalls, das hohe Engagement der Einsatzkräfte, die teilweise bis an ihre Leistungsgrenzen gegangen waren. Trotz der der Vielzahl an Fahrzeugen und Mensch auf engstem Raum, welche der Übungskünstlichkeit geschuldet war, gab es keinerlei Schäden oder Verletzungen.
Insgesamt waren rund 35 Einsatzfahrzeuge und 220 Personen an der Übung beteiligt. Während der Großteil der Kräfte vor Ort war, standen im Hintergrund rund 50 Einsatzkräfte in Bereitschaft, um die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger im Stadtgebiet gewährleisten zu können. Unterstützung erfuhr die Reutlinger Feuerwehr hierbei aus Pfullingen und Pliezhausen. Auch der Malteser Hilfsdienst unterstütze mit zwei Rettungswagen an der Übung.