Übungsdienst: Zugunglück am Westbahnhof und Brandeinsatz

Übungsdienst: Zugunglück am Westbahnhof und Brandeinsatz

Am vergangenen Dienstag waren die Angehörigen der Abteilung Freiwillige
Feuerwehr Stadtmitte richtig gefordert: Ein Zugunfall und ein
Kellerbrand warteten auf die Mitglieder der beiden Löschzüge im jüngsten
Übungsdienst. Ein Dank geht dabei an die Freunde der Zahnradbahn
Honau-Lichtenstein und an die Firma Xerium.

Der Löschzug I um Einsatzleiter und Zugführer Christian Wittel hatte
seine Einsatzstelle unweit des Reutlinger Westbahnhofes auf dem Gelände
des Vereins Zahnradbahn Honau-Lichtenstein. Wie der Name schon sagt,
kümmern sich die rührigen Eisenbahnfans um den Erhalt der historischen
Schienenfahrzeuge, die einst - von einem Zahnrad auf der steilen Strecke
gehalten - vom Reutlinger Hauptbahnhof aus auf der damaligen Echazbahn
nach Honau und Engstingen fuhr. Bekannt wurde der Verein vor allem durch
die jahrelange Arbeit an der Dampflok 97 501, die jüngst wieder für den
Fahrbetrieb auf Strecken der Deutschen Bahn zugelassen wurde. Die
Reutlinger Feuerwehrleute bekamen es dagegen mit dem Schienenbus 797
502-2 zu tun. Einem der "roten Brummer", die von den ZHL-Mitgliedern
Stück für Stück restauriert werden. Der Triebwagen, eine
Sonderanfertigung für die Zahnradbahn, ist derzeit noch von außen
verschweißt, um Vandalismus vorzubeugen. Für die Abteilung Stadtmitten
dagegen war der Schienenbus für Übungszwecke perfekt.

Angenommen wurde, dass der Zug auf freier Strecke eine Person erfasst
hatte, welche die Gleise überqueren wollte. Sie wurde durch eine Puppe
dargestellt, die im Bereich der Achse des Triebwagens eingeklemmt worden
war. Ferner sah das Übungsszenario vor, dass die Berufsfeuerwehr bereits
bei einem Verkehrsunfall mit dem Vorausrüstwagen und dem Kran im Einsatz
war, sodass die Abteilung Stadtmitte im ersten Abmarsch mit zwei
Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeugen und dem Abrollbehälter Rüst/Kran
auf einem Wechselladerfahrzeug ausrückte. Während der erste
Angriffstrupp mit Sanitätsmaterial zum Schienenbus vorging, wurde der
Gerätewagen-Transport mit dem Rettungssatz Bahn nachgefordert. Dieser
Satz beinhaltet unter anderem zwei Loren, die auf den Gleisen geschoben
werden können und die damit den Transport von Einsatzmitteln an die
(fiktiv) entfernt gelegene Unfallstelle ermöglichte. Zuvor allerdings
war die Leitstelle gefragt: Bei dieser versicherte sich die
Einsatzleitung, dass die Bahnstrecke freigegeben und Stromlos geschaltet
worden war. Erst dann gingen die Einsatzkräfte vor. Auch der Lokführer
war zuvor versorgt und aus dem Führerstand des Schienenbusses geholt
worden. Denn nach einem solchen Unfall stehen die Lokführer oftmals
unter Schock und müssen selbst unterstützt werden.

Die eigentliche Personenrettung stellte anschließend eine besondere
Herausforderung dar: Schließlich bringt der Schienenbus 24 Tonnen auf
die Waage. Mit vereinten Kräften unterbauten die Feuerwehrleute den
Schienenbus daher von beiden Seiten aus mit massiven Holzbalken, ehe auf
jeder Seite pneumatische Hebekissen angesetzt wurden, die langsam
aufgeblasen wurden und den Schienenbus tatsächlich ein Stück weit
anheben konnten. Zunächst war der Zug indes durch Hemmschuhe gegen ein
unbeabsichtigtes Wegrollen gesichert worden. Während der Vorbereitungen
und des Anhebens wurde die Puppe weiter fachmännisch betreut, wobei
Rettungsbrett und Schleifkorbtrage ebenfalls in Bereitstellung gebracht
wurden. Nachdem der 24-Tonnen-Schienenbus ein Stück weit angehoben
worden war, wurde die Puppe schnell und sicher auf das Rettungsbrett
gezogen, dort nochmals untersucht und gesichert. Mit der
Schleifkorbtrage und der Lore wurde diese dann zum Bahnhof gebracht und
dem Rettungsdienst übergeben. Im Anschluss wurde noch eine weitere
Möglichkeit geübt, wie ein Zug im Ernstfall gegen Bewegungen gesichert
werden kann.

Ein interessierter Übungsbeobachter war dabei Ralf Stoll. Der
Vorsitzende der Zahnradbahn Honau-Lichtenstein war vor einigen Jahren
selbst noch Mitglieder der Abteilung Stadtmitte und damals
stellvertretender Abteilungskommandant. Bei ihm und allen Freunden der
Zahnradbahn Honau-Lichtenstein bedanken wir uns an dieser Stelle
herzlich für das Zur-Verfügung-Stellen ihres Betriebsgeländes und
Fuhrparks für die Einsatzübung, die auch im Hinblick auf die kommende
Regionalstadtbahn sicherlich nicht unwichtig war.

Alexander Thomys


{gallery}/2018/2018.07.03-zug1/{/gallery}