Am vergangenen Dienstag beschäftigten sich die Mitglieder der Abteilung Freiwillige Feuerwehr Stadtmitte in einem Basicdienst mit den Einsatzgrundsätzen und Messgeräten im Gefahrguteinsatz. Insbesondere das Vorgehen im Bereich des Strahlenschutzes wurde besprochen und die dazugehörige Technik in Augenschein genommen.
Einsätze im Bereich des Strahlenschutzes sind zwar selten, können aber auch in Reutlingen nicht ausgeschlossen werden: Denn nicht nur von den prominenten kerntechnischen Anlagen wie den Atomkraftwerken gehen Gefahren aus, heutzutage sind auch in vielen Arztpraxen und Laboren medizinische Strahler zu finden - und diese werden dementsprechend auch immer wieder mit Kleintransportern im Stadtgebiet transportiert. Kommt es hierbei zu einem Unfall, können auch die Paketstücke mit den Strahlern beschädigt werden. Dann gilt es, diese schnellstmöglich zu erkennen und zu sichern, um eine Kontamination der Umgebung mit dem strahlenden Material zu verhindern.
Welche Einsatzgrundsätze hierbei gelten und mit welcher Technik die Feuerwehr Reutlingen in den Strahlenschutzeinsatz gehen kann, erläuterte Thomas Kern den Angehörigen der Stadtmitte. Kern gehört selbst der Abteilung Stadtmitte an, ist zugleich aber auch Leiter der Gefahrstoffeinheit, die sich speziell der Ausbildung für Gefahrguteinsätze verschrieben hat. Da die Feuerwehrleute Strahlung nicht mit den eigenen Sinnen erkennen können, kommt es im Einsatz zunächst darauf an, die Gefahr als solche zu erkennen - etwa durch die Warntafeln am verunglückten Transportfahrzeug oder durch die Lieferpapiere. Anschließend müssen die ersteintreffenden Kräfte die Einsatzstelle abzusichern und abzusperren, sowie die Menschenrettung vorzunehmen. Anschließend sind dann die Spezialkräfte der Gefahrstoffeinheit nachzufordern.
Wichtig ist dabei in jedem Fall, umsichtig vorzugehen und den Kontakt mit dem freigelegten Strahler möglichst gering zu halten: Etwa durch einen großen Sicherheitsabstand, das Ausnutzen von Deckung - beispielsweise durch die richtige Aufstellung der Feuerwehrfahrzeuge - und das möglichst kurzhalten der Aufenthaltsdauer im Bereich des Strahlers. Der Einsatz von Atemschutzgeräten ist zwingend, um eine Inkorporation von radioaktivem Material auszuschließen. Messgeräte helfen anschließend, die Gefahr weiter einzugrenzen und für die Feuerwehrleute überschaubar zu halten. Eine nah am Körper zu tragende Personendosimetrie ermöglicht im Anschluss an den Einsatz etwa die Auswertung, welcher Strahlenbelastung der einzelne Feuerwehrangehörige im Einsatz ausgesetzt war - diese Daten werden gespeichert und können etwa dazu führen, dass der Feuerwehrangehörige künftig bei Strahlenschutzeinsätzen nicht mehr vorgehen muss, um eine weitere Belastung auszuschließen. Alarmdosimeter an der Schutzkleidung schlagen zudem rechtzeitig Alarm, ehe eine größere Strahlenbelastung auftreten kann. Mit weiteren Messgeräten kann eine Kontamination anschließend geprüft werden, mittels einer Teleskopsonde kann die Strahlung auch aus einem Abstand von vier Metern genau gemessen werden - der Abstand hilft, die Strahlenbelastung auf die Einsatzkräfte zu reduzieren.
Der sichere Umgang mit den Messgeräten ist dabei nicht nur für die Gefahrstoffeinheit wichtig, da auch die Angehörigen der Stadtmitte im Bedarfsfall zum Einsatz kommen können, etwa mit einem Messauftrag. Ein Grundwissen ist daher hilfreich, um im Falle einer Einweisung durch Kräfte der Gefahrstoffeinheit sicher mit den Geräten umzugehen und keine irrationalen Ängste vor der unbekannten Strahlung aufkommen zu lassen. Im Anschluss an den Theorieteil stand daher eine Übungsmessung an einigen Strahlern der Feuerwehr auf dem Programm. Hierbei kam auch Messtechnik aus dem ABC-Erkunderwagen des Bevölkerungsschutzes zum Einsatz. Dieses Fahrzeug hat der Bund bei der Feuerwehr Reutlingen stationiert. Das Fahrzeug ist der Gefahrstoffeinheit zugewiesen und verfügt über eine umfangreiche Messtechnik (siehe Foto). Der Erkunderwagen kann im Einsatzfall auch während der Fahrt Messdaten liefern und chemische Stoffe in der Umgebungsluft analysieren.
Reutlinger Sicherheitstag am Sonntag
Wer sich eingehender mit den technischen Möglichkeiten der Feuerwehr Reutlingen befassen möchte, kann dies an diesem Sonntag tun: Beim 18. Tag der Sicherheit stellt die Abteilung Freiwillige Feuerwehr Stadtmitte einige Fahrzeuge an der Stadthalle aus und präsentiert sich bei einer Einsatzübung auf dem Marktplatz um 14.15 Uhr. Auch die Gefahrstoffeinheit wird in der Stadt vertreten sein und ist an der Marienkirche zu finden. Mehr Informationen zum Reutlinger Sicherheitstag gibt es auf der Homepage der Stadt Reutlingen unter www.reutlingen.de.
Alexander Thomys