Sechs Einsätze in knapp 18 Stunden, dazu eine Einsatzübung und die parallel dazu laufende Grundausbildung: Die Abteilung Freiwillige Feuerwehr Stadtmitte der Feuerwehr Reutlingen war am Dienstag wieder voll gefordert.
Bereits gegen 5.30 Uhr wurden die Mitglieder der Abteilung durch ihre Meldeempfänger aus dem Schlaf gerissen, nachdem die Brandmeldeanlage am Klinikum am Steinenberg einen Brand ausgemacht zu haben schien. Solche automatischen Brandmeldeanlagen sind mit haushaltsüblichen Rauchmeldern nicht zu vergleichen, bei den abgekürzt BMA genannten Anlagen sind im ganzen Gebäude zahlreiche Brandmelder miteinander vernetzt, deren Daten über eine Brandmeldezentrale vor Ort abgerufen werden können. Bei besonders gefährdeten Objekten sind solche BMAs direkt zur integrierten Leitstelle für Feuerwehr- und Rettungsdienst in der Reutlinger Feuerwache in der Hauffstraße aufgeschaltet. Das heißt, bei einem Alarm wird die Feuerwehr automatisch alarmiert, Mitarbeiter der jeweiligen Einrichtungen und Betriebe müssen nicht extra den Notruf wählen.
Brandmeldeanlagen dienen dazu, Feuer bereits in der Entstehungsphase zu erkennen und dadurch größere Schäden zu verhindern. Dafür müssen die Anlagen allerdings sehr empfindlich sein: So kann es passieren, dass auch bei Bauarbeiten durch die Staubentwicklung oder etwa durch Wasserdampf beim Duschen die hochempfindlichen Melder ausgelöst werden. Auch ein Wasserrohrbruch und der damit verbundene Druckverlust in der Sprinkleranlage kann einen Alarm über BMA auslösen. Für die Feuerwehr gilt dennoch: Jeder Alarm über BMA wird wie ein potenzielles Feuer behandelt, der Löschzug aus Kräften der Berufsfeuerwehr und der Abteilung Stadtmitte der Freiwilligen Feuerwehr rückt aus, die Angriffstrupps legen schon auf der Anfahrt Atemschutzgeräte an und bereiten sich auf den Ernstfall vor. Vor Ort prüft dann der Einsatzleiter die Lage mittels der Brandmeldezentrale (BMZ) und lässt gegebenenfalls den Ort der Auslösung mit der Wärmebildkamera überprüfen.
Zahlreiche Alarmierungen
Auf den ersten Einsatz am Dienstag folgte um 10 Uhr der nächste Alarm über BMA, dieses Mal bei der EKZ Bibliotheksservice GmbH in der Bismarckstraße. Ein Brand konnte hierbei nicht festgestellt werden, sodass der Löschzug schon nach kurzer Zeit die Rückfahrt antreten konnte. Noch währenddessen löste die Brandmeldeanlage in einem Gebäude der Reutlinger Altenhilfe den nächsten Alarm aus - hier konnte ebenfalls schnell Entwarnung gegeben werden. Am Nachmittag gegen 14 Uhr folgte der nächste Alarm über BMA aus einem sozialpsychatrisches Fachpflegeheim. Erneut wurden die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr zur Hauptfeuerwache gerufen, auch dieser Einsatz stellte sich glücklicherweise als Fehlalarm heraus.
Am Spätnachmittag gegen 18.30 Uhr folgte der fünfte Einsatz für die Abteilung Stadtmitte. Aufgrund von zahlreichen kleineren Einsätzen der Berufsfeuerwehr wurde die Abteilung zu einer Wachbesetzung alarmiert, wobei dies Ausbilder, welche derzeit den Grundausbildungslehrgang durchführen, in ihrer Vorbereitungszeit schulterten. Da diese Mitglieder der Abteilung bereits auf der Feuerwache waren, konnten sie die Wachbesetzung zeitnah durchführen und eine Alarmierung der gesamten Abteilung blieb aus. Anders gegen 23 Uhr, als die Abteilung Stadtmitte zu einer unklaren Brandmeldung alarmiert wurde. Augenzeugen hatten einen Brand in der Nachbarschaft beobachtet, mit ersten Löschmaßnahmen begonnen und die Feuerwehr alarmiert. Kurz vor Mitternacht endete damit für die Abteilung Stadtmitte ein arbeitsreicher Tag.
Gefahrgut-Übungsdienst
Viel zu tun hatten die Mitglieder der Abteilung auch am Dienstagabend, als das Thema Gefahrstoffeinsatz bei einer kleinen Einsatzübung behandelt wurde. Angenommen wurde hierbei der Unfall eines Gabelstaplerfahrers beim Umgang mit Gefahrgut-Tankbehältern. Ein Behälter war beim Rangieren leckgeschlagen, der Fahrer verlor durch die ausströmenden Dämpfe das Bewusstsein. Die Abteilung Stadtmitte ging nun - beobachtet von zwei Angehörigen der Abteilung, die auch bei der Gefahrstoffeinheit der Feuerwehr Reutlingen aktiv sind - nach der GAMS-Regel vor: Gefahr erkennen, den Gefahrenbereich absperren, die Menschenrettung durchführen und die Spezialkräfte nachfordern. Besonderes Augenmerk wurde auf die Einhaltung der Absperrgrenze gelegt, nur Trupps unter persönlicher Schutzausrüstung mit Atemschutz zur Menschenrettung sowie Kräfte in Chemiekalienschutzanzügen (CSA) durften diese Absperrgrenze überschreiten und am Unfallort tätig werden. Zugleich wurde ein Not-Dekontaminationsplatz aufgebaut und die Faßpumpe für die CSA-Träger vorbereitet, die in diesem Fall die Aufgabe der Spezialkräfte übernahmen und das Gefahrgut in einen funktionsfähigen Tank umpumpten und damit die Gefahr beseitigten. Gleichzeitig wurde am Gerätewagen-Messtechnik eine Stoffrecherche durchgeführt, um den Gefahrstoff sicher identifizieren zu können.
Dieser Dienstag zeigte es einmal mehr: Bei der Abteilung Stadtmitte der Feuerwehr Reutlingen gibt es viel zu lernen. Und wir sind ein wichtiger Teil der Gefahrenabwehr für die Stadt Reutlingen - deshalb sind wir stets auf der Suche nach neuen Mitgliedern für die Feuerwehr. Wer Interesse hat bei uns mitzuwirken, kann sich jederzeit über die verschiedensten Kanäle bei uns melden.
Alexander Thomys
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