Hauptversammlung - Frank Wittel neuer stellvertretender Feuerwehrkommandant

Hauptversammlung - Frank Wittel neuer stellvertretender Feuerwehrkommandant

Am gestrigen Freitag fand die diesjährige Hauptversammlung der Feuerwehr Reutlingen statt. Frank Wittel, Gastausrücker bei der Freiwilligen Feuerwehr Stadtmitte, wurde dabei zum neuen stellvertretenden Feuerwehrkommandanten gewählt. Die Abteilung Stadtmitte stellte während der Hauptversammlung ebenso wie die Berufsfeuerwehr und die Abteilungen Rommelsbach und Ohmenhausen der Freiwilligen Feuerwehr eine einsatzbereite Staffel und damit den Brandschutz im Stadtgebiet sicher.

Ein "außergewöhnliches Jahr" sei das vergangene Jahr 2015 für die Feuerwehr Reutlingen gewesen, erklärte Gesamtkommandant Harald Herrmann gleich zu Beginn der Versammlung. Zusätzlich zu den Einsätzen stellte auch die Flüchtlingskrise die Feuerwehr vor eine besondere Herausforderung. Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte war die Feuerwehr Reutlingen hierbei gefordert: Mehrfach wurden Beamte der Berufsfeuerwehr in den Führungsstab Flüchtlingsunterbringung zum Innenministerium nach Stuttgart beordert. Aber auch im Stadtgebiet galt es, potenzielle Flüchtlingsunterkünfte auf ihre Sicherheit zu kontrollieren. "Beim Brandschutz verstehen wir keinen Spaß", betonte daher auch Reutlingens Finanzbürgermeister Alexander Kreher bei seiner Rede auf der Versammlung der Feuerwehr.

Nominierung für Magirus-Preis nach Großeinsatz

Auch das Einsatzgeschehen stellte die Feuerwehr Reutlingen, die derzeit
415 Angehörige (darunter 20 Feuerwehrfrauen) in den Einsatzabteilungen der Freiwilligen Feuerwehr und 67 Beamte in der Abteilung Berufsfeuerwehr umfasst, vor viele Herausforderungen. So gab es schon in der Silvesternacht zum 1. Januar 2015 13 Einsätze im Stadtgebiet. Ein gemeldeter Dachstuhlbrand im Spitalhof rief neben der Berufsfeuerwehr auch die Abteilung Freiwillige Feuerwehr Stadtmitte auf den Plan, glücklicher Weise stellte sich der Alarm als Fehleinsatz heraus. Eine Brandserie am Hochhaus Hopfenburg sowie ein Brand in einer Schulwerkstatt in der Reutlinger Seestraße wurden von der Feuerwehr erfolgreich abgearbeitet. Am 18. Mai folgte dann der Großbrand in einer Reutlinger Schreinerei, der zugleich die Bewohner eines Behindertenwohnheims sowie ein Gasflaschenlager eines Industriebetriebes bedrohte.

Insgesamt 185 Einsatzkräfte der Feuerwehren Reutlingen und Pfullingen, darunter beide Löschzüge der Abteilung Stadtmitte und die Gefahrstoffeinheit, waren im Einsatz. Die Abteilung Stadtmitte führte zudem bis in die Abendstunden die Brandwache an der Einsatzstelle durch.
Für die Leistungen in diesem Einsatz wurde die Feuerwehr Reutlingen zusammen mit den Pfullinger Kameraden für den Magirus-Feuerwehrpreis nominiert. Die Preisverleihung fand parallel zur diesjährigen Hauptversammlung statt. Die Feuerwehr Reutlingen gehörte letztlich zu den drei Finalisten und gratuliert den neuen Preisträger, den Freiwilligen Feuerwehren aus Lauf an der Pegnitz, Neunkirchen am Sand und Ottensoos sowie die Freiwillige Feuerwehr Reichenschwand, die Feuerwehr Rüblanden und Freiwillige Feuerwehr Speikern, die in der Online-Abstimmung gemeinsam den ersten Platz belegten.

Über 180 Menschen bei 1400 Einsätzen in Sicherheit gebracht

Als im Juni 2015 ein Mitarbeiter der Fairenergie in einem Wasserrad an der Echaz in Pfullingen eingeklemmt und schwer verletzt wurde, leistete die Feuerwehr Reutlingen mit mehreren Fahrzeugen Überlandhilfe. Der eingeklemmte Mann konnte gerettet werden und geht inzwischen wieder seinem Beruf nach. Jede Hilfe kam dagegen für ein Unfallopfer Ende September zu spät, als ein mit Kies beladener Lastwagen mit einem Pkw kollidierte. Insgesamt war die Feuerwehr Reutlingen im vergangenen Jahr bei 1446 Einsätzen gefordert. Bei 356 Einsätzen wurden die Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr zusätzlich zur Berufsfeuerwehr alarmiert.
Allein die Abteilung Stadtmitte kam im vergangenen Jahr auf 252 Einsätze. Im Stadtgebiet waren indes 359 Brände zu verzeichnen bei denen neun Menschen aus lebensbedrohlichen Situationen gerettet werden konnten. Hinzu kamen 381 Fehleinsätze. Immer häufiger wird die Feuerwehr dabei zu ausgelösten Rauchmeldern gerufen, die Nachbarn alarmieren.
Während es 2014 nur 13 dieser Einsätze gab, waren es im vergangenen Jahr bereits 71. In 24 Fällen kam die Feuerwehr dabei tatsächlich noch rechtzeitig, um bei echten Bränden Schlimmeres zu verhindern. Die anderen Rauchmelder-Einsätze stellten sich als Fehlalarmierungen heraus.

Weitaus häufiger leistet die Feuerwehr Reutlingen inzwischen technische Hilfe. 706 mal war dies im vergangenen Jahr der Fall, wobei bei diesen Einsätzen insgesamt 175 Personen in Sicherheit gebracht werden konnten.
17 Menschen konnten hingegen nur noch Tod geborgen werden. Die geltenden Hilfsfristen konnte die Feuerwehr dabei einhalten: In über 83 Prozent der Einsätze war die erste Einheit der Feuerwehr innerhalb der vorgegebenen Hilfsfristen am Einsatzort, eine zweite Einheit rückte in
94 Prozent der Fälle in der geforderten Zeit an die Einsatzstellen nach.
"Jede fünfte Einsatzstelle wurde aber nicht zeitgerecht erreicht", zeigte sich Kommandant Herrmann kritisch.

Sieben neue Fahrzeuge in zwei Jahren

Damit die Feuerwehr Reutlingen auch in Zukunft gut aufgestellt ist, wurde im vergangenen Jahr viel bewegt: Die Erneuerung der Integrierten Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst wurde umgesetzt, die Sanierung des Feuerwehrhauses in Sondelfingen läuft, zudem wurden mehrere Fahrzeuge beschafft: ein neuer Einsatzleitwagen und ein neues Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug für die Berufsfeuerwehr sowie ein Gerätewagen-Dekontamination für die Gefahrstoffeinheit. Inzwischen hat der Reutlinger Gemeinderat weitere Fahrzeugbeschaffungen genehmigt: So sollen in diesem Jahr ein neuer Gerätewagen-Transport, zwei Löschfahrzeuge sowie eine neue Drehleiter beschaffen werden. "Die Fahrzeuge, die ersetzt werden, sind jeweils 25 Jahre alt", betonte Kommandant Herrmann die Notwendigkeit der Neubeschaffungen. Weitere Aufgaben stehen bevor: Zehn weitere Fahrzeuge gehen auf ein Alter von 30 Jahren zu, erklärte der Reutlinger Gesamtkommandant, der anmahnte, den mittelfristigen Bedarfsplan der Feuerwehr für den Doppelhaushalt
2017/2018 zügig voranzutreiben. Reutlingens Finanzbürgermeister Alexander Kreher betonte die Unterstützung der Feuerwehr durch Stadt und Gemeinderat, erklärte zugleich aber auch, dass alle Aufgaben in Sachen Feuerwehr nur mit Unterstützung des Landkreises und des Landes gestemmt werden könnten. Kreher lobte zugleich die "unglaubliche Leistung" der Feuerwehr in Sachen Flüchtlingshilfe und die insgesamt "großartige Arbeit" der haupt- und ehrenamtlichen Feuerwehrleute im vergangenen Jahr.

Eine Arbeit, die stets auch mit Gefahren verbunden sei, wie Herrmann erklärte. Schwer verletzte Feuerwehrleute in Köln sowie der Todesfall in Norddeutschland machten deutlich, wie gefährlich vor allem der Einsatz im Innenangriff für die Feuerwehrleute sein kann. "Verliert nie den Respekt vor dem Feuer", mahnte Herrmann die versammelten Florianjünger.
Zugleich forderte der Gesamtkommandant, dass künftig alle Trupps im Innenangriff mit Wärmebildkameras ausgestattet sein sollten. Derzeit ist dies noch nicht der Fall.


Zusätzlich zu den aktiven Feuerwehrleuten gehören der Reutlinger Feuerwehr derzeit auch zahlreiche Jugendfeuerwehrleute an. Im vergangenen Jahr gab es in der Jugendfeuerwehr insgesamt 47 Eintritte zu verzeichnen, bei elf Übertritten in die Einsatzabteilungen und 22 Austritten. Eine Umfrage bei den Jugendlichen, die die Feuerwehr verließen, habe deutlich gemacht, dass dies vor allem der fehlenden Zeit geschuldet sei, sagte Stadtjugendfeuerwehrwart Andreas Bleher. Viele Jugendliche könnten sich nur ein Hobby neben der Schule leisten. Nicht immer sei dann die Feuerwehr an erster Stelle. Ralf Henes machte die Entwicklungen in der Kinderfeuerwehr deutlich: Diese setzt sich aus Kindern zwischen sechs und zehn Jahren zusammen und soll die Kinder spielerisch an das Thema Feuerwehr heranführen. Eine Bildersequenz zeigte die Begeisterung der ganz jungen Feuerwehrleute bei ihren monatlichen Diensten, bei denen neben einem ersten Kennenlernen der Feuerwache und Brandschutzerziehung auch das richtige Absetzen eines Notrufes und Besuche bei der Polizei und dem Rettungsdienst auf dem Programm standen. 2015 wurde zudem in der Abteilung Freiwillige Feuerwehr Stadtmitte die siebte Kinderfeuerwehrgruppe in der Stadt aufgestellt. Alle Gruppen sind voll belegt oder nahe an der Kapazitätsgrenze - es gibt zum Teil schon Wartelisten. Insgesamt sind derzeit 125 Kinder in der Kinderfeuerwehr aktiv, sie werden in den sieben Abteilungen von 32 Betreuern aus der aktiven Wehr begleitet. Die Altersabteilung besteht derzeit aus 165 Mitgliedern, die sich auch im vergangenen Jahr wieder sehr interessiert an der Entwicklung ihrer Feuerwehr zeigten.

Wahl und Ehrungen

Am Ende der Versammlung stand die Wahl des neuen stellvertretenden Feuerwehrkommandanten. Gerhard Nagel, der das Amt bisher inne hatte, ging nach zehn Jahren als Kommandant nun in den Feuerwehr-Ruhestand und tritt in die Altersabteilung ein. Er wurde per Gemeinderatsbeschluss bei der Hauptversammlung der Feuerwehr zum Ehrenkommandanten ernannt. Nagel war 1970 in die Feuerwehr Reutlingen Abteilung Oferdingen eingetreten und lange Zeit Kommandant der Abteilung, ehe er zum stellvertretenden Kommandanten der gesamten Freiwilligen Feuerwehr gewählt wurde. Er habe sich durch "hohes Engagement und Pflichtbewusstsein" auszeichnet, erklärte Finanzbürgermeister Kreher in seiner Laudatio. Nagel wurde zudem mit der Ehrenmedaille des Landesfeuerwehrverbandes in Gold ausgezeichnet. Der Geehrte selbst gab den Dank an die Aktiven in den Feuerwehrabteilungen weiter: "Ich danke Euch allen für euer ehrenamtliches Engagement in der Feuerwehr Reutlingen. Macht weiter so."

Als seine Nachfolger stellten sich Christan Wittel, früherer Abteilungskommandant der Freiwilligen Feuerwehr Stadtmitte und Zugführer, sowie Frank Wittel zur Wahl. Frank Wittel war viele Jahre Abteilungskommandant in Sondelfingen und ist zugleich als Gastausrücker bei der Abteilung Stadtmitte aktiv. Beide Feuerwehrleute engagieren sich zugleich als Ausbilder für junge Feuerwehrleute. Von den insgesamt 222 aktiven Feuerwehrleuten wurde Frank Wittel mit 118 Stimmen zum neuen stellvertretenden Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr gewählt. Auf Christian Wittel entfielen 97 Stimmen. Die Abteilung Stadtmitte gratuliert Frank Wittel an dieser Stelle herzlich zu seiner Wahl und wünscht ihm viel Erfolg in seinem neuen Amt.

Auf der Jahreshauptversammlung gab es zudem einige Ehrungen zu verzeichnen. So wurde Rainer Wenke, Kommandant der Werkfeuerwehr Bosch und früherer Abteilungskommandant der Freiwilligen Feuerwehr Stadtmitte, mit der Ehrenplakette in Silber der Feuerwehr Reutlingen auszeichnet.
Brandmeister Michael Decker aus der Stadtmitte erhielt für 25-jährige Zugehörigkeit zur Feuerwehr das Feuerwehr-Ehrenzeichen in Silber des Landesfeuerwehrverbandes. Die Abteilung Stadtmitte gratuliert allen Geehrten herzlich und wünscht Ihnen weiterhin viel Erfolg bei der Feuerwehr.

Alexander Thomys