Am heutigen Samstag wurden über 300 Angehörige der Feuerwehr Reutlingen für ihren Einsatz beim Hochwasser Ende Mai 2013 mit der vom Bundesinnenministerium gestifteten Fluthelfermedaille 2013 geehrt.
Oberbürgermeisterin Barbara Bosch übergab die Medaillen an die Einsatzkräfte der Feuerwehr. Auch 50 Mitglieder der Abteilung Freiwillige Feuerwehr Stadtmitte gehörten zu den Geehrten.
Die Abteilung Stadtmitte hatte zusammen mit der Berufsfeuerwehr auch die ersten Hochwassereinsätze bei diesem Hochwasser zu bewältigen. Am Freitag-Mittag, dem 31. Mai 2013, wurde die Feuerwehr erstmals zur Schadenslage "Wasser im Gebäude" in den Sportpark Kreuzeiche gerufen.
Dort wurden erste Keller ausgepumpt. Insgesamt standen am 31. Mai sechs Einsätze für die Abteilung Stadtmitte zu Buche, darunter gehörte auch der Transport von Sandsäcken nach Bronnweiler und Eningen.
Wie sich die Lage an diesem Wochenende dann entwickeln sollte, war für die meisten Einsatzkräfte an diesem Abend noch nicht absehbar. Am Samstag wurden die ersten Feuerwehrleute noch per Telefon alarmiert, die per Wechsellader den Abrollbehälter Hochwasser - der zahlreiche Stromgeneratoren und Hochleistungspumpen transportiert - zur Überlandhilfe nach Bad Urach brachten. Schon der nächste Einsatz wurde unter dem Stichwort "Ausnahmezustand" auf unserer Internetseite eingepflegt - wie 16 weitere Einsätze, ehe die Statistik aufgrund der Einsatzlage nicht mehr durch die Abteilung fortgeführt wurde. Insgesamt wurden im Landkreis an diesem Wochenende 325 Einsätze gezählt, 104 davon im Reutlinger Stadtgebiet. In der Innenstadt hatte die Abteilung Stadtmitte an der Echaz zu kämpfen.
So musste ein Fachwerkhaus, das auf einer Echazinsel steht, vorsorglich evakuiert werden. Eine Baugrube in unmittelbarer Nähe lief voll, Wasser drang in die Serverräume eines Unternehmens ein - an dieser Einsatzstelle war die Abteilung Stadtmitte zwei Tage lang vor Ort. Mit dem Wasserrettungszug musste die Feuerwehr Reutlingen ebenfalls ausrücken - allerdings leider vergeblich, ein 46-Jähriger ertrank in der Echaz, ein weiterer Mann ertrank in der Erms. Aber auch der Neckar zeigt sich von seiner wildesten Seite. Der Pegel steigt auf 5,90 Meter – ein Höchststand, wie Reutlingens Feuerwehr-Kommandant Harald Herrmann berichtet. »Das ist mehr als beim Jahrhunderthochwasser vor elf Jahren.« Selbst beim großen Hochwasser 1978 sei der Pegel nicht so hoch gewesen.
Ein Rekord, der sich in Mittelstadt und Altenburg unangenehm bemerkbar gemacht hat. Über 5000 Sandsäcke wurden damals im Stadtgebiet eingesetzt, insgesamt über 20 000 gefüllt und verteilt. Die Abteilung Stadtmitte übernahm dabei nicht nur die unmittelbare Hilfe bei zahlreichen Einsatzstellen im Stadtgebiet, sondern führte auch für die Außenabteilungen der Feuerwehr Reutlingen und umliegende Ortschaften
Transport- und Logistikfahrten durch.
Oberbürgermeisterin Barbara Bosch sagte in ihrer Ansprache, die Feuerwehrleute hätten damals mit ihrem Einsatz die Hoffnung der Menschen geweckt, dass dieses Unglück bewältigt werden kann. "Sie sind Träger unserer Gesellschaft", lobte Bosch die Einsatzkräfte, um zugleich zu wünschen, dass ein solches "Jahrhunderthochwasser" dieses Mal länger als elf Jahre Bestand haben sollte. Die Oberbürgermeisterin betonte zugleich, dass sie die Ehrung mit "gemischten Gefühlen" durchführe - daher würdigte sie zusammen mit den Feuerwehrangehörigen die Terroranschläge von Paris zu Beginn mit einer Schweigeminute. Jeweils Abteilungsweise überreichte Bosch anschließend die Urkunden und Medaillen zusammen mit Finanzbürgermeister Alexander Kreher an die Feuerwehrleute.
Alexander Thomys