Tunnelübung 13.04.2013 - Tagblatt online 14.04.2013

Dichter Qualm dringt aus dem Scheibengipfeltunnel, schemenhaft nähern sich vier Feuerwehrleute mit Atemschutzgeräten und bergen – eine Puppe. Denn am Nordportal wird am Samstag der Einsatz bei einem Brand in der Hauptröhre nur geübt.

von Thomas de Marco

 

 
Reutlingen, 10.38 Uhr: Im Tunnel qualmt das Rauchpulver, bei der Feuerwehrleitstelle wird Alarm ausgelöst. Kurz darauf fährt ein schwarzer Wagen vor – und OB Barbara Bosch steigt aus. Gleichzeitig prasselt ein Regenschauer herunter. „Die Sprinkleranlage“, sagt einer lachend.
298017 0 mittel 640 434 122935 Feuerwehrübung im Scheibengipfeltunnel: Vier Mann von der Rettungswehr auf dem Weg zur Bergung des Opfers.Bild: Haas

10.43 Uhr: Nun trifft der Löschzug mit 40 Feuerwehrleuten ein. Der Einsatzleiter erkundigt sich beim Bauleiter, wie viele Arbeiter, die über einen Transponder im Helm geortet werden können, im Tunnel sind. Die zwei Mann des Erkundungstrupps laufen mit ihren jeweils 8000 Euro teuren Spezial-Atemschutzgeräten in den vorderen Teil des Tunnels.

10.46 Uhr: Ein Unimog wird beladen, vier Mann steigen ein und werden als erste Welle in den Rettungsstollen gefahren. Gleichzeitig machen sich vier weitere Mann der Rettungswehr für den Einsatz in der zweiten Welle fertig und laufen in den Haupttunnel, aus dem jetzt der Rauch dringt. Sie kommen 20 Meter pro Minute voran. Vor dem Tunnel wartet ein ebenfalls vierköpfiger Sicherungstrupp. Diese 14 Feuerwehrleute haben in ihren speziellen Atemschutzgeräten Luft für mindestens vier Stunden. Dauert der Einsatz länger, muss Verstärkung, etwa aus Stuttgart, angefordert werden.

11 Uhr: Während im Tunnel geübt wird, erklärt der stellvertretende Feuerwehrkommandant Adrian Röhrle OB Bosch die Übung. Auch Feuerwehrleute aus anderen Städten, vor allem aus Stuttgart, sind gekommen. Außerdem schauen Polizei und Sanitäter zu.

11.10 Uhr: Die Besatzung des Unimogs ist vom Rettungsstollen zu Fuß durch die Querverbindung in den Tunnel vorgerückt und beginnt am Tunnelende das Fahrzeug zu löschen. „Wir wollen einen schnell Erfolg“, erklärt Röhrle die Taktik. „Wir proben das übelste Szenario, bei dem der Haupttunnel betroffen ist.“

11.13 Uhr: Die Meldung geht ein, dass der Fahrer des Kipplasters, Dumper genannt, gefunden ist und geborgen wird.

11.16 Uhr: Der Dummy, der den verletzten Fahrer darstellt, wird herausgetragen. Vor dem Tunnel fährt schon mal ein Wagen mit der Aufschrift „Mobiler Menüdienst“ vor – das Ende der Übung naht.

11.22 Uhr: Die Einsatzleitung meldet: „Feuer aus!“ Kurz darauf zieht der stellvertretende Kommandant Röhrle Bilanz: „Die Übung ist ein voller Erfolg! Es hat sich bei allen drei Szenarien gezeigt, dass unser Konzept steht und funktioniert.“

11.40 Uhr: Vor der versammelten Mannschaft hält OB Bosch, die Tunnelpatin und oberste Dienstherrin der Feuerwehr, in einem Baucontainer eine Ansprache: „Ich bin sehr beeindruckt von dem, was ich gesehen habe. Da ist vor allem auch schon im Vorfeld hoch professionell und routiniert gearbeitet worden. Respekt an alle Beteiligten!“ Dann dürfen die Retter Essen fassen.

 
Gausaustritt im Tunnel – der Ernstfall war vor dem Test
Gasalarm, Mann unter Radlader und Brand eines Fahrzeugs mit eingeschlossenen Arbeitern – drei Szenarien haben insgesamt 120 Feuerwehrleute am Samstag bei ihren Übungen im Scheibengipfeltunnel durchgespielt. Den Ernstfall hatte die Münchner Tunnelbaufirma Max Bögl da schon hinter sich: Heute vor einer Woche war eine Methanblase angebohrt worden, der Tunnel musste evakuiert und die Gaskonzentration durch volle Lüftleistung verdünnt werden. Nach 20 Minuten war die Gefahr, dass sich das Gas entzünden konnte, gebannt, ohne dass die Wehr alarmiert werden musste. Nach einer Stunde ging die Arbeit weiter. „Das hat gut funktioniert. Aber es zeigte auch, wie realistisch und wichtig die heutige Übung ist“, sagte Mathias Mondel, Projektleiter der Firma Max Bögl. Sein Unternehmen habe bei einem Bau in Österreich einmal einen richtigen Tunnelbrand erlebt. „Eine ganz schlimme Sache! Deshalb ist es auch so wichtig, dass dieser Unfall geübt wird“, betonte Mondel.