VON THOMAS BARAL
PFULLINGEN. Eine Übung mit großem Aufgebot: Als die Fahrzeuge anrücken - keine Sirene, Blaulicht erst vor Ort - sind die Hilfe-Rufe vom Dach des Hochhauses im »Böhmler-Areal« in der Gönninger Straße deutlich zu vernehmen. Ruhig und konzentriert gehen die rund 60 Feuerwehrleute und 15 DRK-Mitglieder ans Werk, um die 17 »Hilfebedürftigen« beim angenommenen Brand im Hochhaus zu retten.
Ein Trupp Feuerwehrleute kämpft sich derweil durch das verrauchte Treppenhaus in den achten Stock vor. Hinterm Haus werden vom angeblichen Brand Eingeschlossene aus den Fenstern mittels der Drehleiter gerettet.
Weil dieses Hochhaus zu hoch für die Pfullinger Drehleiter ist, kommt das Teleskopmastfahrzeug aus Reutlingen zum Einsatz, das extra dazu gerufen wurde. »In Pfullingen ist nur dieses eine Haus so hoch, dass wir mit der Drehleiter nicht hinkommen. Für alle anderen Gebäude reicht unser Equipment aus«, sagt Feuerwehrkommandant Dietmar Rall.
Die Reutlinger Teleskopmastbühne aber kommt in eine Höhe von 42 Metern und kann von dort jeweils fünf Personen auf einmal herunterholen.
Ausgedehnter Zimmerbrand
Die Feuerwehr Pfullingen hat in Zusammenarbeit mit den Reutlingern, dem DRK-Ortsverein und dem DRK-Kreisverband am Donnerstagabend diese Einsatzübung vorbereitet. Übungsleitung hatte Ralf Oberthaler von der Feuerwehr.
Als Übungsannahme war vorgegeben, dass bei einer Geburtstagsparty in der Penthouse-Wohnung des Gebäudes nach dem Abbrennen eines bengalischen Tischfeuerwerks ein Schwelbrand entsteht.
Der setzt unbemerkt die Tisch-Dekoration in Brand, da sich die Geburtstagsgäste zu diesem Zeitpunkt auf der Dachterrasse befinden. Ein Zimmerbrand breitet sich schnell aus. Durch die starke Hitzeentwicklung platzt die Türscheibe zum Treppenhaus und der Brandrauch breitet sich im Treppenhaus bis hinunter ins dritte Geschoss aus. Allen Hausbewohnern wird der Fluchtweg abgeschnitten. Der Brand wird nach der Entdeckung von den Geburtstagsgästen über Handy angemeldet. Diese stehen auf Hilfe wartend auf der Dachterrasse im neunten Stock, so das Szenario.
Beim Eintreffen der Feuerwehr stellt sich dann folgende Lage dar: Zu den Personen im neunten Obergeschoss kommen drei im dritten Stock, eine davon droht zu springen; weitere drei Personen sind im fünften Geschoss an den Fenstern und rufen um Hilfe. Oben wütet ein ausgedehnter Wohnungsbrand. Die Feuerwehr Pfullingen wird mit dem Einsatzstichwort »Brand besonderes Objekt - Personen in Gefahr« alarmiert.
Ein erweiterter Löschzug (fünf Fahrzeuge) rückt an. Nach dem Eintreffen und einer ersten Lageerkundung wird umgehend der zweite Löschzug aus Pfullingen und die Teleskopmastbühne der Feuerwehr Reutlingen zur Einsatzstelle nachgefordert.
Eine umfassende Menschenrettung wird über die Drehleiter (in 23 Metern Höhe), tragbare Leitern, den Sprungretter und die Teleskopmastbühne eingeleitet. Parallel dazu erfolgen Brandbekämpfungs- und Lüftungsmaßnahmen, so steht es im Übungsplan. »Es ist uns gelungen, alle Möglichkeiten der Personenrettung erfolgreich auszuprobieren«, so Feuerwehrchef Dietmar Rall.
»Es ist alles gut gelaufen, hat geklappt und wir sind zufrieden.« Eine Dreiviertelstunde nach der Alarmierung konnte »Feuer aus« gemeldet werden, alle Personen waren sicher gerettet, sagt er. Auch die Zusammenarbeit mit den Reutlingern hat gut geklappt, die interkommunale Zusammenarbeit funktioniert.
»Das war uns auch wichtig, und so eine gemeinsame Übung stärkt die Verbundenheit.« (GEA)
Quelle: www.gea.de