Millionen Blitzeinschläge treffen täglich die Erde, fünf bis sieben Deutsche sterben jährlich daran - ein vergleichsweise geringes Risiko, zu dem ähnlich viel Pech gehört wie Glück zu einem saftigen Lottogewinn. Deutlich mehr Menschen aber werden durch Blitze verletzt. Darum sollten Sie das Schicksal nicht herausfordern: Wer zwischen Blitz und Donner gerade noch langsam bis zehn zählen kann, ist dem Gewitter schon so nahe, dass er sich schleunigst davor in Sicherheit bringen sollte.
Blitze schlagen in die höchste Erhebung ein
Das Risiko, vom Blitz getroffen zu werden, lässt sich durch einige Grundregeln minimieren. Der Blitz, der zur Erde niederfährt, ist eine elektrische Ladung, die einen Spannungsunterschied zwischen der Gewitterwolke und der Erde darunter ausgleicht: 100 Millionen Volt können das sein, und beim Einschlag fließt für den Bruchteil einer Sekunde ein Strom von rund 30.000 Ampère. Auf etwa 30.000 Grad Celsius wird dabei die Luft um die Entladung herum erwärmt. Diese dehnt sich davon explosionsartig aus und es entsteht ein charakteristisches Geräusch: der Donner. Der Blitz schlägt vorzugsweise in die höchste Erhebung ein: Darum sollte der Wanderer bei Gewitter Felder oder Wiesen möglichst verlassen, um nicht selbst die höchste Stelle darzustellen.
Bei Gewitter besonders gefährlich: alleinstehende Bäume
Nicht nur vor Eichen - vor allen Bäumen weichen!
Genauso fatal kann es sein, sich unter einen Baum zu retten: Schlägt der Blitz in den Stamm ein, kann die Spannung überspringen, oder dem vermeintlich Sicheren fallen Äste auf den Kopf. Der alte Spruch über die zu suchenden Buchen und die Eichen, vor denen man besser weichen solle, stimmt so übrigens nicht. Zwar gibt es Theorien, nach der der Blitzeinschlag in Eichen tatsächlich besonders gefährlich sein könnte, da deren Holz einen vergleichsweise hohen Wassergehalt aufweist, aber ausreichend belegt ist das nicht. Besser ist es, davon auszugehen, dass der Blitz überall einschlagen kann. Besonders gefährdet sind alleinstehende Bäume.
Weg mit Handy und Fahrrad
Wichtig ist es auch, bei Gewitter Abstand von Metall zu halten: Zwar ziehen Fahrräder, Handys, Skistöcke und Geländer den Blitz nicht extra an, wenn er aber dort einschlägt, dann leiten Metallgegenstände den Strom besonders gut weiter - das kann zu massiven Verbrennungen führen. Gefährlich im Freien ist aber nicht nur der Blitz, der einen direkt trifft, sondern auch der Einschlag in die nähere Umgebung. Im Boden wird der Strom nämlich gut weitergeleitet. Wer im Freien von einem Gewitter überrascht wird, sollte sich daher nie flach auf den Boden legen, sondern immer in die Hocke gehen, die Beine möglichst dicht zusammenstellen. Mehrere Personen, die zusammen im Gewitter unterwegs sind, sollten dabei möglichst Abstand zueinander halten.
Lieber hüpfen als laufen
Am besten aber schützt ein festes Gebäude mit Blitzableitern - nur vor Leitungen sollte man sich dort in Acht nehmen und nicht unbedingt gerade duschen. Draußen ist auch das Auto sicher: Es bildet einen sogenannten "Faradayschen Käfig", bei dem der Strom durch die Metallkarosserie in den Boden fließt, ohne die Insassen zu verletzen. Gefährlich kann es übrigens sein, vor dem Gewitter wegzurennen. Auch wenn der Blitz mehrere Meter entfernt in den Bogen einschlägt, droht durch die sogenannte "Schrittspannung" Lebensgefahr. Von der Einschlagstelle aus breitet sich die Spannung kreisförmig aus und verliert dabei an Stärke. Stehen die Füße nun, weil man gerade einen Schritt macht, auseinander, dann besteht zwischen ihnen ein Spannungsunterschied und der Strom kann durch den Körper fließen. Experten raten ernsthaft, sich mit geschlossenen Beinen hüpfend aus dem Zentrum des Gewitters zu entfernen, wenn es unbedingt sein muss. Aus dem gleichen Grund ist übrigens der Aufenthalt im Wasser bei Gewitter so gefährlich: Auch hier herrscht von der Einschlagstelle des Blitzes aus ein starker Spannungsabfall, und ein im Wasser langgestreckter Körper weist so starke Spannungsunterschiede auf, dass der Strom durchfließt und zu schweren Verletzungen wie Verbrennungen oder gar zum Herzstillstand führen kann.
Gefährlicher Golfsport
Es gibt außer Laufen und Schwimmen noch einige andere Sportarten, die bei Gewitter besonders gefährlich sind: Reiten zum Beispiel. Zum einen sitzt man auf dem "hohen Ross" sehr exponiert für den Blitz und zum anderen hat das Pferd eine sehr große Schrittspannung. Statistisch gesehen ist allerdings Golfen, zumindest in den USA, die gefährlichste Sportart, wenn es blitzt und donnert: Jeder fünfte Blitztote dort hat den Schläger geschwungen und dabei einen Einschlag kassiert. Allerdings ist die Chance, selbst einen unmittelbaren Blitzschlag relativ glimpflich zu überstehen, gar nicht so schlecht: Paradoxerweise kommt uns da gerade die enorme Stromstärke des Blitzes zu Hilfe, die über den Widerstand des Körpers eine so hohe Spannung aufbaut, dass der Blitz den Abstand zum Boden überbrücken kann und nur über die Körperhülle rast - die Haut ist zudem ein besonders guter elektrischer Leiter. Einem Menschen soll genau das sogar mehrmals passiert sein: Zwischen 1942 und 1977 wurde der Parkplatzwächter Roy C. Sullivan aus Virginia (USA) sieben Mal Opfer eines Blitzes, verlor dabei unter anderem einen Zehnagel und erlitt immer wieder Verbrennungen an verschiedenen Körperstellen. Im Lotto hat er nicht gewonnen.
Quelle: www.planet-wissen.de