Die Tücke liegt im Detail

 

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So lässt sich die Aufgabenstellung für den Löschzug 1 der Abteilung FF Stadtmitte kurz umschreiben. Die Planer der Übung hatten bei den Kameraden der FF Pfullingen „gespiggelt“ und waren von deren Übungsannahme so begeistert, dass die Lage für den 1. Löschzug kopiert wurde.
Das erste Lagebild zeigte einen weitgehend unversehrten Kleintransporter mit freiem Zugang zum im Fahrzeug sitzenden Fahrer. Allerdings konnte der Fahrer das Fahrzeug nicht verlassen, da sich eine massive Eisenstange durch die Windschutzscheibe, das Lenkrad, seinen Bauch, den Fahrersitz und die Rücksitzbank gebohrt hatte. Der begleitende Notarzt hatte dem Fahrer einen Zugang gelegt und ihn intubiert (unter manuelle Beatmung gestellt). Ab diesem Moment waren für die Dauer der Rettung 2 Angehörige der FW für die Beatmung und Betreuung des Fahrers abgestellt. Für wie lange, das sollte sich später noch herausstellen. Parallel hierzu musste die zweite Gruppe einen eingeklemmten Fahrer aus dem Wrack eines auf dem Dach liegenden Fahrzeugs retten. Die Rettung aus diesem Fahrzeug sollte nach dem neuen Ablaufschema für die Unfallrettung abgearbeitet werden. Das völlig demolierte Wrack erwies sich jedoch als eine harte Nuss und so mussten die Retter sich auch hier einiges einfallen lassen, um den Fahrer nach rund 45 Minuten schonend aus seiner misslichen Lage befreien zu können. Für den Fahrer des Kleintransporters sollte es aber noch etwas länger dauern, bis er dem Rettungsdienst übergeben werden konnte. Nach kurzer Absprache zwischen dem Zugführer und dem für die Rettung verantwortlichen Gruppenführer war der Weg für die Rettung festgelegt und sah folgende Schritte vor: Sichern der Stange gegen weitere Bewegungen, Entfernen der Windschutzscheibe, Sicherstellung eines 3-fachen Brandschutzes am Fahrzeug, Schutz des Fahrers gegen Funkenflug und anschließend das Durchtrennen der massiven, ca. 20 mm im Durchmesser, starken Eisenstange ca. 40 cm vor dem Bauch des Fahrers, unter ständiger Kontrolle der Vitalfunktionen des Fahrers und der Verhinderung einer Brandentstehung durch Kühlen der Umgebung mittels eines C- Rohres. Die Arbeiten sind für den Fahrer schonend verlaufen, haben aber sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Zum Einen, weil wir eine ganze Weile gebraucht haben, bis das Plasmaschneidegerät seine volle Wirkung entfalten konnte. Da wir mit der Stromversorgung über das dazugehörige Aggregat nicht genügend Leistung bekommen haben!  Erst der Anschluss an die Hausstromversorgung hatte uns die nötige Leistung erbracht!  Zum Anderen, weil die Kühlmaßnahmen sehr viel Zeit in Anspruch genommen haben. Hier wäre eine Ergänzung um ein paar biegsame Ableitbleche für den Funkenflug und ein paar schwere Löschdecken zum Schutz der betreffenden Person sinnvoll. Parallel zu den Arbeiten im vorderen Bereich begann eine 2. Gruppe damit, die hintere Sitzbank und den Beifahrersitz zu demontieren, um so mehr Platz für die eigentliche Rettung zu bekommen. Im Anschluss daran wurden im rückwärtigen Bereich des Fahrersitzes alle brennbaren Materialien, wie Sitzpolsterungen, entfernt, um einen Arbeitsbereich für den Plasmaschneider an der Rückseite zu bekommen. Auf der Rückseite handelte es sich um ein ca. 25 mm starkes Stahlrohr, welches sich mühelos mit dem Plasmaschneider durchtrennen ließ. Im Anschluss an diese Arbeiten konnte der Fahrer auf Wunsch des anwesenden Arztes, samt Fahrersitz, aus dem Auto befreit werden.  Die Rettung des Fahrers hat insgesamt 2 ¼ Stunden gedauert; ziehen wir den Leerlauf bis zum Funktionieren des Plasmaschneidegeräts ab, liegen wir bei einer Zeitspanne von 1 ¾ Stunden. Dies mag auf den ersten Blick sehr lang erscheinen und mit der „goldenen Stunde“ nicht vereinbar sein, betrachtet man jedoch den Aufwand und die Professionalität, mit der die gesamte Mannschaft ans Werk ging, verdient die Leistung ein großes Lob! Auch dafür, dass es mal wieder länger gedauert hat, bis der Dienst beendet war. Aber was tut man nicht alles für einen spannenden und vor allen Dingen lehrreichen Übungsabend. Ach ja, bleibt eines noch offen: Die Frage, wie wir den Fahrer samt Sitz schonend ins Krankenhaus gebracht hätten? Aber das fragen wir die Kollegen des Rettungsdienstes bei der nächsten Gelegenheit. Unser Arzt blieb uns mit einem Schmunzeln vorerst die Antwort schuldig.
 
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